Donnerstag, 14. Februar 2013

Sonniger Abschied

Ich habe schon in vielen Hotels übernachtet. Aber es hat bis jetzt gedauert, bevor ich das erste Mal die Schuhe zum Putzen vor die Tür gestellt habe. Jetzt sind sie ganz besonders sauber! Im Übrigen haben wir heute den Tag etwas ruhiger angehen lassen. Es ist etwas kälter geworden, aber dafür scheint auch die Sonne. Wir spazieren über den Roten Platz, nochmals durch den Alexander Park (und werden Zeuge der Wachablösung am Grabmal des Unbekannten Soldaten) und vorbei an der Kongresshalle (in der heute die Konferenz der G20 Finanzminister und Notenbankpräsidenten beginnt.). Dann nochmal durch die so viel gepriesene Arbatstrasse, die zwar einige historische Gebäude hat, ansonsten aber nicht sehr attraktiv ist. In einem - sagen wir mal Schnellrestaurant - trinken wir einen Tee und eine Tasse Kaffee. Das kostet rund 20 € und sagt etwas über die Moskauer Preise. Ins Hotel fahren wir mit der Metro - diesmal nicht so einfach: wir mussten umsteigen, und das ist dann doch nicht problemlos: man kann eben nichts Lesen und muss in den Stationen teilweise lange Wege zurück legen. Fragen kann man natürlich auch - vor allen Dingen junge Leute können Englisch. Doch den richtigen Weg weiss nur selten jemand. Aber immerhin, wir haben es zum Hotel geschafft und dann eine etwas längere Mittagspause eingelegt. Eine Stunde haben wir in der Lobby gesessen und das "Leben im Hotel" beobachtet. Es ist schon interessant! Viele Deutsche sind hier und auch die Fußballmannschaft von Hannover 96. Sie spielen heute Abend hier in der Europa-Liga. Und während ich dieses schreibe und Helma die Tagesschau sieht, hören wir, dass morgen in Köln-Bonn gestreikt wird. Da wollen wir doch mal hoffen, dass unser Flieger nicht gestrichen wird.
Zum letzten Abendessen wollen wir wieder ins kaukasische Restaurant vom ersten Abend (weil es dort eine Speisekarte in Deutsch gibt). Aber wegen Valentinstag ohne Reservierung kein Platz. Also zur Kosakenstube von vorgestern. Dort gab es Platz, aber keiner spricht englisch oder deutsch. Der junge Kellner ist pfiffig. Schnell kommt er mit seinem Tablet-Computer und übersetzt uns alle Gerichte. Wir bestellen Pelmini und Bier. Dann kommt erst Sekt (vom Haus, weil heute Valentinstag ist, und dann für jeden ein kleines Plüschtier - weil heute Valentinstag ist!) Neben dem "offiziellen" Programm haben wir unsere Freizeit gut genutzt. Wir waren im Bolschoi (Oper), im Stanislawski Theater (Ballett), im Dom Musizi (Oratorium) und im Tschajkowski Theater (russ. Chormusik). Lediglich den Moskauer Zirkus haben wir verpasst, es waren Zirkusferien. Insgesamt waren wir begeistert über den Besuch in dieser großartigen Stadt. Morgen Abend sind wir - hoffentlich - wieder zu Hause.
Helma und Günther
 Basilius Kathedrale am Roten Platz
 Erlöserturm (Osttor des Kreml)
 Brunnen im Alexander Park (Manege Platz)
 Kreml und Roter Platz (Blick vom Kempinski Hotel)
Letzter Blick auf den Kreml mit Kathedralen

Mittwoch, 13. Februar 2013

Kreml

Heute ist der letzte Tag unseres gebuchten Programms. Mit Faja fahren wir zum Kreml, den wir die Tage zuvor schon oft von außerhalb der Mauern gesehen haben. Wir lernen, dass es zwei Gebiete dort gibt: der Teil, der durch die Regierungsgebäude bestimmt wird (und deshalb nicht zugänglich ist), und der Teil, der von den Turisten besucht werden kann. In jedem Fall muss man Eintritt zahlen, die örtlichen Kreml-Führer für viel Geld mit buchen, auch wenn sie die Gruppe nur begleiten und sonst nichts erklären. Mit Faja kommen wir zum Kathedralplatz. Es ist beeindruckend, die vielen Kirchen rund um den Platz zu sehen und einige von Ihnen besichtigen wir auch Innen. So z.B. die Krönungskirche, in denen die meisten Zaren gekrönt wurden, selbst dann, als sie von St Petersburg aus regierten. Und auch die Begräbniskirche mit den vielen Grabmälern zeigt Faja uns. Alle Kirchen sind wunderbar ausgemalt und die Ikonostasen sind von großer Pracht. Unser Besuch im Kreml endet in der Rüstkammer. Die auf zwei Etagen ausgestellten Schätze der Zaren und der Kirche sind von unglaublicher Pracht. Auf Kosten des Volkes haben die Herrschenden ihr Leben so angenehm wie möglich gestaltet. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft schien die Sonne und ich hoffe, die Bilder zeigen den Unterschied zu den voran gegangenen Tagen. Durch den Alexander-Park, vorbei am Mahnmal des unbekannten Soldaten, kommen wir wieder zum Roten Platz. Unser Mittagessen ist heute im "Boris Godunow" - sehr schön im russischen Stil und - wie alle Tage zuvor - wieder mit gutem Essen. Dann nehmen wir Abschied von Faja, die uns fünf Tage in Moskau sehr engagiert und mit viel Wissen geführt hat. Heute Abend sind wir noch zum Chorkonzert im Tschajkowski Konzertsaal. Wir spazieren zu Fuß dorthin, immer nach der Devise, dass man sich Städte zu Fuß erobern muss. Zurück nehmen wir die Metro - ist auch in Moskau kein Problem, man muss sich nur gut vorbereiten, damit man mit den kyrillischen Buchstaben klar kommt.


 Auf dem Weg zum Kreml durch das Dreifaltigkeitstor
 Maria-Entschlafens-Kathedrale
 Maria-Verkündigungs-Kathedrale
 Facettenpalast
 Maria-Himmelfahrts-Kirche
 Glockenturm am Kathedralenplatz
 Zarenkanone
 Erzengelkathedrale
 Bei der Rüstkammer
 Helma und Faja im Alexanderpark
 Dixi-Klo "festlich geschmückt"
Dessert zum Abschied
Chorkonzert im Tschajkowski Konzertsaal

Dienstag, 12. Februar 2013

Tretjakow Gallerie, Neujungfrauenkloster und Dom Muzika

Gestern Abend haben wir auf unserem Spaziergang über den Roten Platz - mehr zufällig - noch an einem Gottesdienst in der Kasaner Kathedrale teilgenommen. Ein russisch-orthodoxer Gottesdienst unterscheidet sich doch sehr vom römisch-katholischen Ritus. Immer wieder beeindruckend sind die Chorgesänge.
Heute Morgen waren wir schon in guter Gesellschaft. Der finnische Ministerpräsident hatte im Hause übernachtet. Wir waren gut bewacht und vor dem Hotel tummelten sich die Sicherheitskräfte. Für uns ging es zuerst zur Tretjakow-Galerie. Im 19. Jahrhundert sammelten die Gebrüder Pawel und Sergej Tretjakow Bilder russischer Maler. Ihr Ziel war es, ein Museum nationaler Kunst aufzubauen. 1872 ließ Tretjakow ein Gebäude für die Sammlung bauen. 1892 schenkte er die Sammlung der Stadt Moskau. Mittlerweile ist das Museum räumlich stark erweitert und umfasst mehr als 100.000 Exponate. Mit Faja beschränken wir uns in zwei Stunden auf die Maler des 16.-19. Jahrhunderts. Dann fahren wir zum Neujungfrauenkloster. Es ist das größte und schönste der Moskauer Klöster. Gegründet wurde es 1524 nach der Befreiung der Stadt Smolensk. So ist denn auch die große Kathedrale in der Mitte des weitläufigen Komplexes die Smolensker Kathedrale. Fünf goldene Kuppeln krönen den Bau. Nach wechselvoller Geschichte leben heute dort wieder 40 Nonnen. In seiner Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert verfügte das Kloster über riesige Besitztümer und 15.000 Leibeigene.
Mittagessen gab’s unweit unseres Hotels in der “Kosakenstube”. Kaum zu finden für nicht Ortskundige, aber mit einem sehr guten Essen.
Und was haben wir am Abend gemacht: natürlich haben wir wieder ein kulturelles Programm in Angriff genommen. Im Haus der Musik stand Carmina Burana auf dem Programm - in ganz großer Besetzung. Der Konzertsaal fasst fast 1.800 Besucher und war - natürlich ausverkauft. (Übrigens einer der schönsten Konzertsäle, die ich gesehen habe). Wieder haben wir Karten bekommen und hatten einen wunderbaren Abend. Zum Hotel sind wir zu Fuß zurück gegangen - in einer ruhigen Strasse entlang des Kanals. Auch in Moskau überhaupt kein Problem.
Morgen sind wir wieder im Konzert - diesmal haben wir aber die Tickets rechtzeitig besorgen können.

 Helma mit Faja in der Tretjakow-Gallerie
Bilder aus der Sammlung der Gebrüder Tretjakow
Die Bojarin Morosowa wird deportiert (Wassili Surikow)


 Neujungfrauenkloster, Smolensker Kathedrale
Neujungfrauenkloster
 Neujungfrauenkloster
 Neujungfrauenkloster - Eingangstor
 Denkmal für Peter den Großen
Mittagspause in der Kosaken Stube
 Großer Konzertsaal im Dom Muziki
 Russisches Sinfonie Orchester mit Chor
Dom Muzika

Montag, 11. Februar 2013

Metro, Roter Platz und die kleine Meerjungfrau

Die Moskauer Metro ist berühmt, nicht nur weil sie täglich 8 Millionen Fahrgäste befördert, sondern auch wegen ihrer prächtigen Stationen tief unter der Erde. Erst 1931 wurde mit dem Bau begonnen. Heute gibt es fast 190 Stationen und immer wird noch weiter gebaut. Alle 60-120 Sekunden fährt ein Zug auf den Hauptstrecken - und alle sind voller Menschen, die ihrem Ziel entgegen streben. Die Stationen sind unterirdische Paläste für das Volk, geschmückt mit Mosaiken, Kronleuchtern und Statuen. Sie sind aufwändig gebaut mit Marmor und Granit, zumindest die Stationen, die in den 30ger Jahren gebaut worden sind. Heute wird immer noch gebaut, aber die Stationen haben nicht mehr die Pracht der Vergangenheit. Auch in Moskau ist das Geld knapper geworden. Mit Faja fahren wir fast zwei Stunden mit der Metro, steigen einige Male aus und bewundern die prächtige Ausstattung und die Sauberkeit (!). Später spazieren wir durch die Arbatstrasse, eine Fußgängerzone und eine der Einkaufstrassen Moskaus. In einem Lebensmittelladen machen wir Halt. Die Preise sind - gemessen an unseren deutschen Preisen - sehr (!) hoch. Kaum vorstellbar, dass Normalbürger oder gar Rentner es sich leisten können, dort einzukaufen. Können sie auch nicht, sagt Fanja. Die Armut ist in weiten Teilen der Bevölkerung groß, vor allen Dingen vernünftige Wohnungen sind in Moskau kaum erschwinglich. Noch ein Gang über den Roten Platz, dann ist Mittagszeit.
Essen gibt es heute beim Kaufmann Smirnov, einem sehr schönes Restaurant im russischen Stil mit einem guten 4-Gang Menü. Wir machen noch einen kleinen Verdauungsspaziergang und sind dann bald wieder im Hotel. Es ist Montag, alle Museen und Theater sind geschlossen. Trotzdem finde ich im Internet, dass im Stanislawski-Theater auch heute gespielt wird. Die kleine Meerjungfrau, ein Ballett nach Christian Andersen inszeniert von John Neumeier. Wir gehen hin und sind erstaunt: wieder ausverkauft. Die Moskowiter sind offensichtlich große Theaterliebhaber. Aber auch hier gibt es einen Schwarzmarkt. Es hat 30 Minuten gedauert, bis wir uns einig waren. Dann haben wir gute Plätze zu einem vernünftigen Preis. Man muss nicht zum Ballett ins Bolschoi, das Stanislawski-Theater ist mindestens ebenbürtig.Ein wundervoller Abend, den wir mit einem Besuch an der Bar des Kempinski beenden.


 Moskauer Metro-Stationen






 Brunnen in der Arbatstrasse
 Puschkin-Denkmal in der Arbatstrasse
 Am Roten Platz (Historisches Museum)
Basilius-Kathedrale am Roten Platz

Sonntag, 10. Februar 2013

Sergijew Possad

Für den heutigen Sonntag stand der Ausflug ins 70 km nördliche gelegene Dreifaltigkeits-Sergios-Kloster in Sergijew Possad auf dem Programm. Der Tag war gut gewählt, um dem Moskauer Dauerstau zu entgehen.
Hinter der fast 1,2 km langen und 15 Meter hohen Festungsmauer bietet das Kloster mit seinen vielen Kirchen ein malerisches Bild. Die Anlage ist ein einmaliges Zeugnis russischer Festungsarchitektur des 16. und 17. Jahrhunderts.1340 wurde es vom Hl. Sergij in den Wäldern von Radonesch gegründet. Unter Großfürst Dimitri stieg das Kloster zum bedeutendsten Heiligtum des großrussischen Reiches auf. Im Lauf der Jahrhunderte erlebte es eine wechselvolle Geschichte. Heute leben dort wieder rund 300 Mönche.
Für die örtliche Führung kommt Galina, sie erklärt uns die Geschichte des Klosters und führt uns durch die Kirchen. Die Dreifaltigkeitskirche über dem Grab des Heiligen ist die älteste Klosterkirche. Ein schlichtes Gotteshaus mit drei Apsiden und einem turmartigen Tambour. Die Kirche ist von den Gläubigen, die an diesem Sonntag dort sind, besonders gut besucht
Die Maria-Entschlafenskathedrale (Maria Himmelfahrt) ist nach der gleichnamigen Kathedrale des Moskauer Kreml unter Iwan dem Schrecklichen und seinem Sohn Fjodor von 1559 bis 1589 erbaut worden. Sie ist völlig ausgemalt mit Fresken und die fünfreihige Ikonostase besteht aus 76 Ikonen des 16. und 17. Jahrhunderts. Eindrucksvoll auch die Refektoriumskirche aus dem späten 17. Jahrhundert. Die wunderbar bemalte Fassade, der 70 Meter lange Saal und die überaus reich geschmückte Ikonostase bleiben im Gedächtnis.
Mittagessen nach russischer Art gibt es im “Russkij Dworik” (russisches Dörfchen) bevor wir den Rückweg starten. Obwohl die Strassen mindestens 4-spurig sind (manchmal auch mehr) herrscht dichter Verkehr. Wie muss das erst an einem Wochentag aussehen?
Auf der Fahrt zum Hotel machen wir einen Stopp am Tschaikowski Theater und sichern uns Karten für Mittwoch. Russischer Chorgesang steht auf dem Programm und wir freuen uns schon sehr.

Am Abend dann noch mal unterwegs, nicht zu weit vom Hotel finden wir wieder ein Lokal "im russischen Stil". Offensichtlich nicht schlecht, denn man sieht, dass auch viele Russen dort ein- und ausgehen. Es gibt belgisches Bier und chilenischen Rotwein zum Essen. Wir geniessen es und sind anschließend reif für das Bett. 
 Blick auf das Kloster mit der Festungsmauer
 Heiliges Tor an der Ostseite der Wehrmauer
 Maria-Entschlafens-Kathedrale mit Quellenkapelle und Brunnenhaus
 Dreifaltigkeitskirche
 Verschneites Kloster
 Heiliggeist-Kirche

 Quellenhaus
 Ikonostase in der Refektoriumskirche
 Refektoriumskirche
 Ein Blick zum Abschied
Souvenirs auch im "Russkij Dworik"